Erklärung des Künstlers HIRO ÝIMA zum Werk ‚Madrid 2020 – Facetten‘
„Während des ersten Lockdowns 2020 wollte ich keine künstlerischen Zeitdokumente erschaffen, die irgendetwas mit dem Covid-Virus als Abbild des Bösen zu tun haben. Auch sollten keine Toilettenpapierrollen, Gesichtsmasken oder Angstgesichter als künstlerische Vorlage dienen. Ich musste etwas Freudiges erschaffen, etwas, was Menschen auf der ganzen Welt erkennen.
Am 22. März 2020 dachte ich an ein Foto aus meiner Jugend. Es war das Foto eines Marathonlaufs. Man sah die Menschenmasse über eine Brücke in New York rennen. Die Menschen sahen wie eine gesichtslose Masse aus, die sich einer gemeinschaftlichen Sache hingaben. Auch die Menschen im Jahr 2020 rannten auf die ein oder andere Weise vor einem drohenden Virus davon. Alle wurden sie zu gesichtslosen „Gesten“ einer Pandemie.
Ich begann die Serie ‚Facetten‘, die aus sechs Arbeiten bestand und gegen Ende des ersten Lockdowns beendet wurde. Sie bekamen die Titel: | Madrid 2020 | New York 2020 | London 2020 | Lombardei 2020 | Paris 2020 | Ischgl 2020 |
Als sie in den Räumlichkeiten des Ambonparks an den Wänden hingen, fiel mir etwas Bedeutsames auf. Die einzelnen Facetten auf den Werken entfalteten eine Art Statistik. Sie stellten so etwas wie eine gemalte Liste dar, die eine Art historischen Verlauf der Pandemie künstlerisch definierte. Ich erkannte, in diesen Werken lag eine größere Wahrnehmung verborgen. Es war, was wir bis Mai 2020 erlebten und ein Vorgriff darauf, was wir noch im Rahmen der Pandemie erleben werden. Jede einzelne Facette zeigt einen Menschen als Teil einer Zahlenkolonne, die sich durch ihre jeweilige Farbfläche definiert, und eine Bedeutung hat. Eine Art gemalte Statistik von Immunen, Gestorbenen, Geheilten, irgendwann Geimpften, Nicht- Erkrankten. Somit legte ich am 08. Mai 2020 die Kernbotschaft meines Lockdown-Zyklus fest:
„Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gemalt habe“
Hiro Ýima“