Gedanken zu „Kupferdrahtwiese“ aus 2022
Meine Malerei formt sich aus einer eigens entwickelten Technik, welche mit einer Vorgrundierung mit Spachtelmasse auf Leinwand beginnt, auf deren Oberfläche dann Blätter aus Blattsilber, Blattgold und Blattkupfer aufgetragen werden. Erst auf dieser Grundlage der Nuancen entwickelt sich im Prozess meine Malerei mit Öl, wobei sich Figürliches stets mit Abstrakten und gestischen Farbspuren ergänzt.
Meine Motivwelt speißt sich aus Wertevorstellungen unterschiedlicher Epochen und kulturellen Prägungen. Ich bediene mich der Symbolik dieser und interpretiere sie in einem neuzeitlichen Kontext. Die jetzige Digitalisierung durchdringt alles und hat Folgen für unsere Wahrnehmung. Mich reizt dabei die bildnerische Umsetzung des Zeitgeistes in einer der digitalen Dynamik komplementär stehenden Technik, der Malerei.
Mich beschäftigt der Stellenwert der Romantik in unserer digitalen Zeit und so suche ich nach Motivwelten, welche die ästhetischen Wald-und Wiesenlandschaften der vermeintlich heilen Welt des 19 Jhds aufgreifen und personifizieren. Im Gemälde „Kupferdrahtwiese“ steht der Hirsch als dominantes Motiv im Zentrum. Die Wiese, auf dem der Hirsch steht ist in einer Pixeloptik gemalt, was eine zeitgenössische Anlehnung an die 8 bzw. 16 Bit Computergrafik Ära versinnbildlicht. Es stellt sich die Frage, ob der Grund und Boden und damit das „Natürliche“, auf dem sich das prachtvolle Wesen bewegt, bloß ein Spiel ist und somit eine Simulation sein kann. Digitales und Natürliches finden so in einem Gemälde zusammen, auf der Basisnuance Kupfer, welches als Material nicht nur als edles Metall gewertet wird, sondern auch die Grundlage von Datenübertragungen des Internets ist.
Die Figur, die auf dem Hirsch steht und sich im Geäst versteckt hält eine Leine -ein Sinnbild der Kontrolle- in der Hand, welche ebenfalls in Pixeloptik gemalt ist und ihn an das Geschöpf bindet. Die im öffentlichen Raum stehenden Reiterstandbilder sind vor allem Sinnbilder für den vermeintlichen Glanz und Glorie und der Macht derer, welche sie aufstellen ließen. Macht äußert sich heutzutage anders in unserer Gesellschaft äußert, als noch zu einer vergangenen Zeit.
Um diesen Diskurs aufzugreifen, bediene ich mich dem Stilmittel der Persiflage des Reiters, der in diesem Bild nun erstmals eine Standposition einnimmt, und somit kaum erkennbar im Geäst des Hirsches verschwimmt.
Kupferdrahtwiese ist ein großartiges Gemälde, welches verschiedene Sujets subtil miteinander verwebt und in seiner Komposition etwas Erhabenes und langlebiges ausstrahlt, welches das Zeitliche elegant durchdringt und je nach Blickwinkel immer neue Fragen und Antworten zu geben scheint.